Die Ernährung von Kindern jeglichen Alters gelingt in vielen Fällen ohne große Schwierigkeiten und für kleine Probleme finden die Eltern oft selbst eine Lösung. Die Praxis zeigt jedoch auch, dass bei ungefähr jedem vierten Kind mit einer altersgerechten Entwicklung Fütterprobleme auftreten, bei entwicklungsauffälligen Kindern bei bis zu 75 Prozent. So können Kinder mit einer muskulären bzw. genetischen Erkrankung oder einer Mehrfachbehinderung eine kindliche Schluckstörung aufweisen, welche die Nahrungsaufnahme erschwert. Von all diesen Kindern haben etwa 1-2 Prozent neben einem schwerwiegenden Problem in der Ernährung noch eine Gedeihstörung, d.h. sie nehmen nicht genug an Gewicht zu. Manche Kinder müssen deshalb sondiert werden.
Dies belastet nicht nur die Beziehung zwischen den Eltern und ihrem Kind, sondern auch die gesamte Entwicklung. Mögliche Folgen können Einbußen in der kognitiven (geistigen) Entwicklung, Verhaltensstörungen, Ängste und (im Jugend- und Erwachsenenalter) Essstörungen sein.
Allen Fütter- und Schluckstörungen ist eine unangemessene Ernährung – entweder quantitativ (Menge) oder qualitativ (Auswahl) – gemein. Die Ursache kann am kindlichen Verhalten liegen, auf Problemen der Interaktion oder psychischen Problemen wie Trennungsangst oder sozialen Ängste beruhen oder aber medizinische Ursachen haben.
Wir sprechen mit den Eltern über die Ursache und das Erscheinungsbild der entsprechenden Fütter- bzw. Schluckproblematik und leiten schrittweise zur Veränderung an. Dazu arbeiten wir auch mit Home-Videos bzw. mit „live"-Füttern in unserer Einrichtung. Abhängig von der Störung kann zusätzlich eine orofaziale Therapie oder eine Schlucktherapie sinnvoll sein.
Bei Bedarf werden noch andere Fachdisziplinen (Physiotherapie, Heilpädagogik, Phoniatrie) hinzugezogen. In seltenen Fällen empfehlen wir das Legen einer Magensonde, um die Nahrungsaufnahme kurz- bzw. längerfristig zu erleichtern und eine ausreichende Ernährung zu gewährleisten.
Kinder mit einer Magensonde jeglicher Art können bei uns ambulant von der Sonde entwöhnt werden. Dies ist für jede Familie individuell abzuwägen, muss medizinisch vertretbar sein und dauert gewöhnlich länger als in einem stationären Setting. Zusammen mit den Eltern und unter engmaschiger ärztlicher Kontrolle werden das Tempo des oralen Nahrungsaufbaus, die Reduzierung der sondierten Nahrung und ggf. weitere Therapien geplant. Die Familien werden von uns dabei in Beratungsterminen und Telefonaten begleitet.