Elektroneurographie

(Nervenleitgeschwindigkeit = NLG)

Krankheiten oder Schäden an peripheren Nerven, die zum Muskel führen, machen sich durch Störungen der Nervenfunktion bemerkbar. Diese sind in der Regel Muskelschwäche (Lähmungserscheinungen) oder/und Empfindungsstörungen, aber auch Schmerzen. Abgesehen von plötzlichen Nervenschäden nach Verletzungen können Nervenerkrankungen bei Kindern auch sehr langsam fortschreiten, ohne dass sie zunächst bemerkt werden.

Erste mögliche klinische Symptome einer Nervenerkrankung können z.B. ein Zehenspitzengang, Fußfehlbildungen (sogenannte Hohlfüße), Unterentwicklung der Waden, Gangstörungen und Gleichgewichtsstörungen sein.

Manche dieser Nervenerkrankungen sind erblich, sodass die Krankengeschichte und Untersuchung betroffener Verwandter aufschlussreich sein kann. In anderen Fällen gibt es Nervenerkrankungen, die nicht nur das periphere Nervensystem (Nervenbahnen vom Rückenmark zum Arm- und Beinmuskel), sondern auch das zentrale Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) betreffen.

Wozu dient die neurophysiologische Diagnostik?

Aus der Verteilung dieser Störungen kann der Arzt oft auf den Ort der Schädigung schließen. Das ist aber keineswegs immer der Fall. Dann müssen zusätzliche neurophysiologische Untersuchungen helfen, um auf die Art des Nervenschadens zu schließen. Es gibt z.B. Nervenschäden, die folgenlos ausheilen, wenn man sie gar nicht behandelt (Neurapraxie).

Als anderes Beispiel seien Nervenschäden genannt, bei welchen ohne eine spezielle Nervenoperation niemals eine Besserung eintreten kann (Neurotmesis). Allein aus den Krankheitssymptomen lässt sich die Art des Nervenschadens nicht zuverlässig ermitteln. In der Regel sind dazu neurophysiologische Untersuchungen notwendig.

Untersuchungsablauf

Mit Hilfe der Elektrographie kann der Funktionszustand im Nerven ermittelt werden. Dazu wird ein Nerv am Arm oder Bein über einen kurzen elektrischen Impuls gereizt und die gemessene Reizantwort graphisch dargestellt und ausgewertet.

Für die Elektroneurographie werden kleine Klebeelektroden auf die Haut geklebt und durch dünne Kabel mit dem Untersuchungsgerät verbunden. In einem gewissen Abstand davon wird eine sog. Reizelektrode auf die Haut gesetzt; mit dieser kann der darunter liegende Nerv durch kurze, leichte Stromimpulse elektrisch gereizt werden.

Die Elektroneurographie kann nicht nur Informationen über Nervenfasern liefern, die der Steuerung von Muskeln dienen („motorische" Fasern), sondern auch über Fasern, die Sinnneswahrnehmungen aus den Extremitäten zum Gehirn transportieren („sensible" Fasern). Auch bei der Erfassung von Schäden der äußeren Hüllen von Nervenfasern (typischerweise, wenn über längere Zeit Druck auf den Nerven einwirkt) ist die Elektroneurographie sehr wertvoll.